Der IPCC Bericht von 2022 hat selbst diejenigen, die sich der bevorstehenden Katastrophe bewußt sind und die ihr Leben bereits vor einiger Zeit entsprechend angepasst haben, erschüttert: uns bleiben gerade mal 3 Jahre, um eine sichere Katastrophe zu vermeiden. Die Folgen der Erderwärmung fallen bereits heute dramatischer aus, als noch vor Jahren angenommen. Wir sehen selbst jeden Tag, wie sich unser Planet mehr und mehr verändert. Und während wir noch vor einigen Jahren vieles verdrängen konnten, weil es nunmal „weit weg“ von uns passierte, hat beispielsweise das Hochwasser im Ahrtal 2021 schonungslos deutlich gemacht: es geht uns alle an. Und es verschont keinen.

Dabei sind die reichen Nationen die Hauptverursacher des schädlichen C02.

Quelle: https://ourworldindata.org/co2-emissions#global-inequalities-in-co2-emissions
by Hannah Ritchie

Die Welt muss ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um die Hälfte reduzieren, um die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden, so die Warnung eines neuen UN-Berichts. Wenn die Emissionen in den nächsten drei Jahren nicht ihren Höhepunkt erreichen, wird die Welt extreme Klimaereignisse erleben. Der IPCC erklärte, dass es der Welt nicht gelingen wird, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wenn nicht umgehend Maßnahmen ergriffen werden, was zu einer Zukunft mit mehr Bränden, Dürren und Stürmen führen wird. Außerdem werden die meisten Korallenriffe zerstört und viele tief liegende Regionen unbewohnbar werden, was zu weiteren Spannungen in der Welt führen wird.

Aktuell rasen wir auf 3 Grad plus zu

Das derzeitige Niveau der Treibhausgasemissionen wird wahrscheinlich zu einer doppelt so starken Erwärmung führen: etwa 3,2 Grad Celsius bis 2100. Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müssen fast alle Länder ihre Emissionen freiwillig und schnell senken. „Wir befinden uns an einem Scheideweg. Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, können eine lebenswerte Zukunft sichern. Wir haben die Instrumente und das Know-how, um die Erwärmung zu begrenzen“, sagte der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee.

In Reaktion auf die Ergebnisse des IPCC sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres, dass die Welt unbewohnbar werden wird, wenn die Länder ihre Energiepolitik nicht überdenken. „Dies ist keine Fiktion oder Übertreibung. Es ist das, was die Wissenschaft uns sagt, was aus unserer derzeitigen Energiepolitik resultieren wird. Wir sind auf dem Weg zu einer globalen Erwärmung von mehr als dem Doppelten des Grenzwerts von 1,5 Grad Celsius (oder 2,7 Grad Fahrenheit)“, so Guterres.

Der Bericht „Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change“ (Klimawandel 2022: Abschwächung des Klimawandels) besagt, dass die Begrenzung der globalen Erwärmung eine Umgestaltung des Energiesektors erfordert – Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe, weit verbreitete Elektrifizierung und Verwendung alternativer Brennstoffe wie Wasserstoff.

Was kann jeder einzelne tun?

Das Problem bei der Thematik: sie ist komplex. Sie wirkt einschüchtern und nicht zu bewältigen. Ein 3000 Seiten langer Bericht voller wissenschaftlicher Daten, der uns klar macht, dass wir gerade ungebremst auf den Abgrund zu rasen – was kann denn da der Einzelne tun? Also ziehen wir den Kopf ein und machen weiter wie bisher. Es vergeht kein Tag, an dem man bei Facebook nicht über Postings einer weiteren Flugreise stolpert, die möglicherweise auch durch ein Zoom-Meeting hätte ersetzt werden können. Wo stolz der nächste haushohe SUV präsentiert wird oder zum fünften Mal diese Woche gegrillt wird. Wo noch immer „höher, schneller, weiter“ als erstrebenswertes Ziel propagiert wird, während unsere Welt an eben diesem Tempo schneller erstickt als wir dachten.

Die Versuchung ist groß, die Verantwortung bei der Politik und den Konzernen zu sehen, da diese am größeren Hebel sitzen. Das ist sicherlich richtig, unterschlägt aber einen wichtigen Aspekt: Konzerne und Unternehmen tun im Endeffekt nur das, wofür der Konsument, also wir, bezahlt. Wenn wir also alle auf tierische Lebensmittel verzichten, fossile Brennstoffe ablehnen, Kleider im Second Hand kaufen und Energie sparen, dann haben wir in Summe bedeutend mehr Macht, als wir aktuell denken.

Der NABU liefert auf seiner Seite konrekte Hinweise, was jeder Einzelne gegen den Klimawandel tun kann. Oft fehlen dem Verbraucher wichtige Informationen, um das Richtige zu tun. Oder Falschinformationen haben sich so lange in der öffentlichen Diskussion festgesetzt, dass sie das Handeln negativ beeinflussen.

Diese konkreten Schritte kann jeder von uns schon heute umsetzen:

  1. Kaufen Sie regionale Produkte und sparen Sie damit Lieferwege
  2. Konsumieren Sie weniger Tierprodukte: eine klassische Fehlinformation ist, dass vegetarische oder vegane Lebensmittel aufgrund eines hohen Sojagehaltes den Regenwald schädigen. Das Gegenteil ist der Fall: der Anbau von Soja fließt zum hauptsächlichen Teil in die Futtermittelproduktion der Massentierhaltung. Dabei hat dieses Ernährungsprinzip eine negative Kalorienbilanz. Das bedeutet: wir verfüttern mehr Kalorien an Tiere, als der Konsum dieser Tiere an Kalorien hergibt. Anders ausgedrückt: wir könnten mit einer nachhaltigen Landwirtschaft nicht nur den Klimawandel aufhalten, sondern auch die Menschen dieser Erde ernähren – aber eben ohne Massentierhaltung
  3. Kaufen Sie Bio-Produkte: in der Bio-Landwirtschaft wird weniger auf fossile Energieträger zurückgegriffen
  4. Sparen Sie Energie: achten Sie im Haushalt darauf, keine Energie zu verschwenden. Ersetzen Sie alte Geräte, lassen Sie den Kühlschrank nicht offen stehen oder das Licht brennen und duschen Sie keine 20 Minuten
  5. Nutzen Sie Solarenergie: glücklicherweise wurde in Spanien die unsägliche „Sonnensteuer“ wieder abgeschafft, so dass man als Nutzer von Solarenergie nicht mehr finanziell benachteiligt wird
  6. Vermeiden Sie Flüge: Flugzeuge stoßen nach wie vor eine erhebliche Menge an Schadstoffen aus. Sollten sich Flüge nicht vermeiden lassen, kann man z.B. bei den richtigen Projekten spenden und somit den eigenen C02 Verbrauch des Flugs kompensieren
  7. Lassen Sie das Auto stehen: auch wenn die Infrastruktur vielerorts für Radfahrer noch nicht ideal ist – viele Strecken lassen sich mit dem Rad oder dem öffentlichen Nahverkehr bewältigen. Auch Fahrgemeinschaften bieten sich an
  8. Geben Sie der Natur Raum: Sie haben einen eigenen Garten? Dann schaffen Sie Nischen und Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen
  9. Suchen Sie mit Ecosia: die Nutzung dieser Suchmaschine hilft bei der weltweiten Aufforstung. Das Projekt funktioniert nicht gewinnbasiert. Alle Einkünfte fließen in den Pflanzen von Bäumen
  10. Machen Sie Druck! Achten Sie bei der nächsten Wahl oder beim Einkaufen darauf, wen Sie unterstützen. Und ob dieser Politiker oder dieses Unternehmen erkannt hat, was wir in den nächsten 3 Jahren tun müssen, damit unsere Welt lebenswert bleibt

Wir haben es in der Hand, ob unsere Kinder noch in einer lebenswerten Welt leben und vielleicht sogar selbst einmal eine Familie gründen können. Und wir schulden es ihnen, jetzt hinzusehen und zu handeln!

Foto: Ryan Cheng