Hausbesetzungen sind nach wie vor ein massives Problem in Spanien, sowohl auf dem Festland, als auch auf den Balearen oder den kanarischen Inseln. Laut Angaben des Staatssekretärs für Sicherheit steigt die Zahl der Hausbesetzungen in Spanien stetig an. Häufiges Ziel der sogenannten Okupas sind dabei Ferien- und Zweitwohnungen in Spanien, die insbesondere während der Coronapandemie häufiger leerstanden als zuvor. Die meisten Hausbesetzungen werden in Katalonien gemeldet, Andalusien liegt jedoch an 2. Stelle.
Wie kann man sich schützen? Nach wie vor ist es am sichersten, das Eindringen von fremden Personen in die eigene Immobilie in den ersten 48 Stunden zu erkennen und zu melden. Nicht ohne Grund boomen Sicherheitsdienste in Spanien, die komplette Alarmanlagensysteme mit direktem Anschluss an die Polizei anbieten. Während man sich früher hauptsächlich vor Einbrechern schützen wollte, wird eine Installation eines solchen Systems heute immer häufiger als Schutz vor Hausbesetzungen durchgeführt. Bei einer solchen Absicherung werden jedoch monatliche Gebühren fällig, zusätzlich zu den Kosten der reinen Alarmanlage.
Eine günstigere Alternative ist es, sind eine videobasierte Alarmanlage zu installieren, die den Hauseigentümer per App darüber informiert, wenn jemand ins Haus eindringt. Diese Systeme sind jedoch weniger sicher, da sie beispielsweise über Wlan oder Simcard kommunizieren und nicht, wie vollständige Alarmanlagen, über ein eigenes, sichereres Netz. Zudem fehlt bei diesen autarken Systemen der direkte Anschluss an die örtliche Polizei. Der Kostenunterschied ist jedoch enorm, daher sollte hier bei einer Entscheidung sorgfältig zwischen Kosten und Nutzen abgewogen werden. Entscheidungsrelevante Fragen sind zum Beispiel: ist die Immobilie ein Erst- oder Zweitwohnsitz, befindet sie sich in einer geschützten, belebten Urbanizacion oder ist sie eher einsam und weitere Aspekte.
Zusätzlich kannst Du Dich z.B. mit der Installation von Alarmsystemen schützen, die einen lauten Ton von sich geben, sobald eine Tür oder ein Fenster geöffnet wird. Eine Zeitschaltuhr kann dafür sorgen, dass sich in der Immobilie immer wieder ein Licht ein- und ausschaltet oder Rolläden hochgezogen werden, so dass die Wohnung oder das Haus nicht leer wirken. Verzichte darauf, in sozialen Netzwerken über Deinen Urlaub bzw. aktuellen Aufenthaltsort zu berichten und hänge kein „zu vermieten“ Schild in die Fenster der Immobilie. Im Idealfall sorg dafür, dass die Immobilie vermietet ist, während Du Dich nicht darin aufhalten. Zumindest sollte sich eine Person darum kümmern, dass Pflanzen gegossen werden und weitere Anzeichen auf ein aktuelles Bewohntsein hindeuten, zum Beispiel eine Veränderung der Terrassenmöbel oder ähnliches.
Okupación & Expressräumung
Aktuell soll es laut Gesetz innerhalb von 30 Tagen möglich sein soll, die eigene Immobilie zurück zu erlangen. Das Verfahren ist in Art. 250. Abs. 1 Nr. 4 spanische Zivilprozessordnung, sog. Ley de Enjuiciamiento Civil, kurz LEC, geregelt und schützt Privatpersonen, deren Häuser besetzt wurden. Ausgenommen sind hier immobilienhaltende Gesellschaften oder Banken.
Der Klageantrag lautet: Antrag auf unverzügliche Rückgabe/ Übergabe des Besitzes (441.1 bis LEC). Zudem legt das Gericht einen Räumungstermin fest. Die Klage wird direkt dem Hausbesetzer zugestellt. Wenn dieser nicht zu erreichen ist, wird ein Aushang am Gericht getätigt. Nach einer Frist von 5 Werktagen gilt die Klage als zugestellt. Der Besetzer kann nun seinerseits innerhalb von 5 Werktagen auf die Klage erwidern. Er erhält die Möglichkeit zu belegen, dass er ein Recht auf den Wohnraum hat, z.B. durch einen gültigen Mietvertrag. Gelingt ihm dies nicht, kommt es zur Räumung. Grundsätzlich muss man entsprechend Art. 548 spanische Zivilprozessordnung bei gerichtlichen Entscheidungen 20 Werktage warten, bis die Vollstreckung, hier die Räumung, gerichtlich verfügt werden kann. Diese Wartezeit ist bei dem Verfahren der „Expressräumung“ nicht notwendig. Die Räumung kann daher zeitnah nach Erhalt der gerichtlichen Entscheidung erfolgen.
Das klingt in Summe gut, zieht in der Praxis aber einige Probleme nach sich: zunächst einmal vergehen – wie oben beschrieben – einige Tage, bis es zur Vollstreckung kommen kann. Dann muss der Eigentümer selbstverständlich nachweisen, dass ihm die Immobilie tatsächlich gehört. Der Hausbesetzer kann das gesamte Verfahren hinauszögern. Es kann sich z.B. als problematisch erweisen, dass der Besetzer bei Klageeinreichung identifiziert werden muss.
Den besten Schutz genießen Eigentümer, deren 1. Wohnsitz besetzt wurde. In diesem Fall wäre der Straftatbestand des Hausfriedensbruchs (Allanamiento de morada) entsprechend Art. 202 spanisches Strafgesetzbuch anwendbar. Anders verhält es sich bei Ferienimmobilien, die nur einen Nebenwohnsitz der Eigentümer darstellen. In diesem Fall wird nur eine Geldstrafe fällig, insbesondere, wenn die Besetzer keine Gewalt ausüben oder Drohungen aussprechen. Hat der Eigentümer selbst die Immobilie lange nicht genutzt (Besitzrecht ausgeübt) und der Besetzer keine Schlösser ausgetauscht und nicht in der „Bauruine“ übernachtet, liegt kein Straftatbestand vor. Man sieht also, dass hier eine gewisse Beweislast beim Eigentümer liegt.
„Anleitung zur Hausbesetzung“ – das sollltest Du wissen, um Dich zu schützen
Wie oben erwähnt, existieren also einige juristische Schlupflöcher, die sich Hausbesetzer zu Nutzen machen. Im Internet kursieren regelrechte Anleitungen, wie man am einfachsten ein Haus besetzen kann. Okupas erkundigen sich zunächst nach den Eigentumsverhältnissen und der Eintragung der Immobilie, die sie bewohnen möchten, wobei leer stehende Häuser, die Banken gehören und somit keine Erst- oder Zweitwohnungen sind, bevorzugt werden. Wie eingangs erwähnt, unterliegen diese Häuser nicht dem rechtlichen Schutz durch Art. 250. Abs. 1 Nr. 4 der spanischen Zivilprozessordnung. Im nächsten Schritt werden die Schlösser blockiert, um ein Eindringen von außen zu verhindern. Nach einigen Stunden werden sie ausgetauscht, einschließlich der Tür, falls sie bei dem Einbruch beschädigt wurde. Wenn sich Wertsachen in der Wohnung befinden, werden sie aufbewahrt, um zu vermeiden, dass man des Diebstahls bezichtigt werden könnte, wenn die Hausbesetzung innerhalb der ersten 48 Stunden entdeckt wird. Hausbesetzer sind sich darüber im Klaren, dass die Vermeidung einer Identifizierung ihnen in einem eventuellen Gerichtsverfahren helfen kann, weshalb sie dazu neigen, ihr Gesicht zu verbergen.
Dein bester Schutz: reagiere umgehend!
Wie gesagt: am wichtigsten ist ein schnelles Handeln. Das erste, was Du tun solltest, ist, den Vorfall zu melden, und zwar je früher, desto besser. Wenn nachgewiesen werden kann, dass sich die Hausbesetzer weniger als 48 Stunden in der Wohnung aufgehalten haben, kann die Räumung ohne Gerichtsbeschluss durchgeführt werden. Von daher solltest Du bei der Wahl einer Sicherungsmethode darauf achten, dass Du umgehend über ein Eindringen informiert wirst.
Hausbesetzungen in Spanien: Ursprung und Historie
Hausbesetzungen, auch als „Okupación“ bekannt, sind in Spanien seit vielen Jahren ein kontroverses Thema. Das Problem der Hausbesetzungen hat seinen Ursprung in den sozialen und wirtschaftlichen Problemen, die Spanien nach der Finanzkrise von 2008 durchgemacht hat. Viele Menschen, insbesondere junge Erwachsene, haben Schwierigkeiten, eine bezahlbare Unterkunft zu finden, was zu einem Anstieg der Hausbesetzungen führte. Obwohl Hausbesetzungen in Spanien illegal sind, gibt es einige Gruppen, die sich für das Recht auf Wohnen einsetzen und Hausbesetzungen als eine Art des Protests sehen. Diese Gruppen argumentieren, dass die Regierung nicht genug unternimmt, um das Problem der bezahlbaren Unterkünfte in Spanien zu lösen.
Im Jahr 2018 gab es in Spanien schätzungsweise 100.000 Hausbesetzungen, obwohl es schwierig ist, genaue Zahlen zu ermitteln. Viele dieser Hausbesetzungen waren friedlich und wurden von Familien oder Einzelpersonen durchgeführt, die sonst obdachlos gewesen wären. Andere Hausbesetzungen wurden von Gruppen durchgeführt, die Gewalt angewendet haben und als kriminell betrachtet werden. Die spanische Regierung hat versucht, das Problem der Hausbesetzungen anzugehen, indem sie Gesetze erlassen hat, die den Eigentümern mehr Schutz bieten. Im Jahr 2018 wurde beispielsweise ein neues Gesetz verabschiedet, das die Besetzung von Wohnungen und Häusern mit hohen Geldstrafen und Gefängnisstrafen bestraft.
Die Regionen Spaniens mit den meisten Hausbesetzungen variieren von Jahr zu Jahr, aber einige der Regionen, die in der Vergangenheit betroffen waren, sind Andalusien, Katalonien, Madrid und Valencia. In einigen Stadtteilen und Stadtvierteln in diesen Regionen, die von wirtschaftlichen Problemen betroffen sind, gibt es mehr Hausbesetzungen als in anderen. Wie eingangs erwähnt, sind insbesondere Ferienimmobilien gefährdet. Grundsätzlich aber sind alle leerstehenden oder ungenutzten Immobilien potenzielle Ziele für Hausbesetzungen. Dies schließt leerstehende Wohnungen, Häuser, Büros und sogar Industriegebäude ein. In einigen Fällen werden auch Immobilien besetzt, die sich in einem schlechten Zustand befinden und renoviert werden müssen.
Okupas: aktuelle Diskussion um Hausbesetzungen
In Spanien wird das Problem der Hausbesetzungen (Okupas) kontrovers diskutiert. Eine Umfrage ergab, dass 77% der Spanier Hausbesetzungen als gesellschaftliches Problem ansehen, wobei ein Viertel der Befragten die Gefahr, Opfer solcher Besetzungen zu werden, als mittelhoch bis hoch einschätzt. Trotzdem gibt es Stimmen, die meinen, das Thema werde überbewertet. Insbesondere auf den Balearen und unter internationalen Immobilieneigentümern scheint das Problem nicht so gravierend zu sein, wie oft dargestellt wird. Experten berichten von relativ wenigen Fällen im Vergleich zu dem Eindruck, der in den Medien vermittelt wird. Es wird angemerkt, dass Hausbesetzer vorwiegend Immobilien von Banken und großen Wohnungsgesellschaften besetzen, da diese von bestimmten rechtlichen Schutzmechanismen ausgeschlossen sind.
In Spanien gibt es schätzungsweise 90.000 Familien, die in besetzten Wohnungen leben, da es an Sozialwohnungen mangelt. Eine neue Gesetzgebung der linken Regierung soll dieses Problem adressieren, stößt aber bei vielen Eigentümern auf Kritik, die sich weitergehende Maßnahmen wünschen. Die offiziellen Zahlen zeigen einen leichten Rückgang der Haus- und Wohnungsbesetzungen in Spanien. Im Jahr 2021 wurden landesweit 17.274 Fälle gemeldet, während 2022 die Zahl auf 16.726 sank. Auf den Balearen wurden in den ersten fünf Monaten des Jahres 174 Fälle verzeichnet, ein geringfügiger Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Diskussion um Hausbesetzungen in Spanien ist stark ideologisch geprägt, wobei linke Parteien und liberale Medien vor einer Überbewertung des Themas warnen, während konservative und rechtspopulistische Kreise die Problematik stark hervorheben.
Foto: Jose Fontano
Ich finde es unheimlich spannend in deiner Seite zu lesen…
liebe Grüße
Erika
Vielen Dank für den Artikel, sehr hilfreich! Wir möchten in diesem Jahr uns auch einen Wohnsitz im Süden Spaniens zulegen und hatten das Thema Besetzer immer im Hinterkopf.
Liebe Grüsse
Jürgen
Privateigentum ist das Problem, nicht die Hausbesetzungen… welche Zukunft glaubt ihr wird eine Welt haben, in der sich alles um das ‚Private‘ und ‚Eigene‘ dreht? Wo doch jetzt schon klar ist, dass die Weise, wie wir im Westen konsumieren, weeeit über das Maß hinausgeht und Umwelt kaputt macht. Bitte kriminalisiert nicht Menschen, die Häuser besetzen und damit das Statement setzen, dass es eine radikale Umkehr in unserer Lebensweise braucht. Schon jetzt (schon immer) beruht das Privateigentum weniger auf dem Leid ganz schön vieler…
Die meisten Hausbesetzungen hier werden von organisierten Banden durchgeführt, die die besetzte Wohnung dann teuer weiter vermieten.
@okupad. Klar, der Kriminelle dreht den Spiess einfach um. Und hat sich Rechtfertigungen bereit gelegt, dass er moralisch im Recht ist. Fakt ist hingegen, dass ein Land, das Eigentum nicht schützt über kurz oder lang vor die Hunde geht. Da können Assoziale erzählen, was sie wollen…
@Max Schade, dass es bisher nicht angemerkt wurde, auch nicht von der Autorin. Auch wenn es sich um kriminelle Personen(gruppen) handelt, ist die Bezeichnung von Menschen als „Asoziale“ menschenverachtend und inakzeptabel. Der Begriff ist im Besonderen von Nationalsozialisten genutzt worden, um Menschen zu degradieren und das Ermorden dieser zu rechtfertigen. Hoffentlich kannst Du nachvollziehen, dass man seine Empörung rhetorisch auch auf andere Weise ausdrücken kann ohne sich dabei an despektierlich zu sein.
Danke für den Hinweis. Das war mir tatsächlich nicht bewusst.
Hallo Astrid… bin rein zufällig (“ocupas in Spanien” gegoogelt) auf deiner Seite gelandet… und dann u.a. den Eintrag betr. “asozial” gelesen. Oh je, ich hoffe es kommt irgendwann die Zeit, in der man/frau gewisse begriffe obne Nazi-Konnotation verwenden kann. Ich schrieb als Teenie in einem Aufsatz mal “es war nicht 0815” und bekam für den gesamten Text ein ungenügend, denn es handle sich bei 0815 um eine grauenhafte Bombe aus dem 2. Weltkrieg. Davon hatte ich damals so wenig Ahnung wie von Teilchenphysik. Seither begleitet mich jedoch eine latente Panik vor solchen Vorwürfen 🧐
@JL, was für ein Unfug schreiben Sie da, um vom eigentlichen Thema abzulenken! Nazis haben auch Badewannen benutzt. Darf man deshalb nicht mehr baden? Wer sich über fremdes Eigentum hermacht, der handelt asozial und ist deshalb ein Asozialer. Punkt. Die ganze Welt schüttelt den Kopf über die asozialen Hausbesetzer in Spanien. Ich kenne ein spanisches Rentnerehepaar, beide über 80 Jahre. Als Alterssicherung hatten sie sich vom hart erarbeiteten Ersparten ein Apartment gekauft. Das ist jetzt besetzt. Selbst Strom und Wasser müssen sie den Asozialen bezahlen. Ermöglicht durch die spanische Kakistokratie. Applaudiert von Leuten wie Ihnen.
@JL… schau doch, er kann “asozial” nicht mal richtig schreiben. Geschweige denn deinen Kontext verstehen…
Nicht Dein Ernst!!!!
Ich denke
Wenn jemand meint ,er wäre sein Recht das Eigentum eines Anderen wegnehmen ohne dafür etwas zu leisten,dann stimmt etwas mit der Justiz nicht.
Wie hoch sind denn derzeit (2023) im Schnitt die monatlichen Kosten eines Alarmsystems mit Direktschaltung zur Polizei und wie teuer ist im Schnitt ein Sicherheitsdienst?
Die Kosten für eine Alarmanlage mit direkter Schaltung zur Zentrale liegen bei ca. 50-100 EUR im Monat. Zum privaten Sicherheitsdienst kann ich leider nichts genaueres sagen.
Danke für die Auskunft ☀️.
Die spanische Rechtslage ist von der deutschen ( § 858 BGB) nicht so gravierend unterschiedlich.
Beide Rechte fußen historisch auf dem römischen,
Beide Rechte unterscheiden Besitz und Eigentum. Wer sich in Deutschland zB seine Wohnung bzw. deren Besitz
zurückerobern will, hat ein Selbsthilferecht (§ 859 BGB), das er selbst aber praktisch nur sofort, 1 bis 2Tage ausüben muss.
Kennen wir alle auch von den Schwarzparkern , die auf unseren Privatparkplätzen parken und dann noch zu 95 % ein
freches Mundwerk haben, gell?