Wir, Gabi und Gregor leben zeitweise im schönen Andalusien oder in Deutschland. Da es hier im Januar auch nicht so besonders warm ist, überwintern wir gerne in Thailand auf Koh Jum oder in Namibia. Da wir gerne und viel reisen, haben wir uns einen Unimog umgebaut. Nach 2 Jahren Arbeit war er 2019 endlich fertig und sollte 2020 seinen Härtetest erfahren: zwei Jahre Südamerika. Da wir nicht ganz unvorbereitet in dieses Abenteuer starten wollten, wollten wir den Unimog im Früher 2020 bei einer dreiwöchigen Tour nach Marokko auf Herz und Nieren testen. Doch dann kam alles anders als erwartet…
Unser Timing hätte nicht schlechter sein können. Bei Reiseantritt gab es bereits Gerüchte im Hinblick auf Corona. So waren wir stolz, am 11.03. eine Fähre von Tarifa nach Tanger zu erwischen. Es hieß, es würden bald keine Fähren mehr fahren. De facto hatten wir wirklich die vorletzte Fähre erwischt. Unsere Testfahrt für unseren Unimog, Marke Eigenbau, konnte also starten. Ziel war der Campingplatz Relaise in Marrakech. Bereits 3 Tage später ging es 300 km weiter in Richtung Sidi Quassay. Ja, wir landeten wieder auf einem Campingplatz. Dabei gilt: was ist der kürzeste Unimogwitz der Welt? ES STEHT EIN UNIMOG AUF DEM CAMPINGPLATZ. Campingplätze waren uns bis dato fremd, wir nutzten sie sonst höchstens einmal für zwei oder drei Nächte als Zwischenstopp, um mal wieder am Strom angeschlossen zu sein oder ausgiebig duschen zu können. Offroadfahrer übernachten überall. Doch besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen.
Auf dem Campingplatz angekommen, waren wir mitten im Corona-Chaos angekommen: der holländische Campingverein organisierte für den 19. März einen kostenfreien Rückflug für Niederländer. Die 9 Wohnwagen (Rentner, die seit Jahren in Marokko überwintern) sollten dauerhaft in Marrakesch geparkt werden. Am 2 April wurde der Campingplatz komplett desinfiziert, die Sonnenliegen-Auflagen wurden entfernt und das Wasser aus dem Pool abgelassen. Corona Hygieneregeln.
Der Campingplatz durfte nur ein bis zweimal in der Woche mit einer Sondergenehmigung z.b. für einen Einkauf in Massa verlassen werden. Hinzu kommt: man fährt nicht einfach so mal schnell mit einem Unimog zum Einkaufen. Trotz Corona durften wir zwischen 10h und 18h begrenzt jeden Tag an den Strand. Jedoch sollte man sich nicht hinsetzen oder in Gruppen zusammen stehen. Wie waren quasi in einem goldenen Käfig gefangen. Irgendwann durften auch die Fischer leider nicht mehr auf den Campingplatz kommen, um Seezunge oder Doraden zu verkaufen. Bei Ebbe habe ich Muscheln von den Muschelbänken geschnitten und zubereitet.
Im Nachhinein betrachtet waren die 115 Tage eine gute Zeit, doch vor Ort, ohne verbindliches Rückfahrdatum und Alltag auf kleinstem Raum zu leben – war schon eine besondere Herausforderung. 115 Tage an der gleichen Stelle und nicht wie sonst bei unseren Fahrten die Ablenkung durch Land und Leute. Die letzten 20 Tage verbrachten wir im schönen Asilah. Die menschenleere Medina zeigte sich erst in der letzten Woche wieder so lebhaft wie wir sie von früheren Reisen kannten. Der Strand durfte von niemanden betreten werden und wurde strengstens von der Polizei überwacht. Die Trillerpfeiffen funktionierten.
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Dreimal sind wir vergebens von Asilah nach Tanger gefahren um eventuell auf einer Fähre mitzukommen. Die spanische Botschaft organisierte z.B. eine Fähre für Spanier und Ausländer die in Spanien leben und die Residencia haben. Da hätte aber nur mein Lebensgefährte mitfahren können, trotz Eigentum in Andalusien, gutem Zuspruch unter Tränen und halbbelegter Fähre haben sie für mich ohne grüne Karte keine Ausnahme gemacht. Irgendwann dann der erlösende Rückruf der Deutschen Botschaft: am 3. Juli geht es mit der FRS nach Algeciras. Angekommen auf dem Campo in pago del humo lebten wir dann weiterhin im Unimog, denn unser Ferienhaus Casa Maralunga war vermietet 🙂
Alles in allem: eine spannende Erfahrung in einer außergewöhnlichen Zeit, die sicherlich niemand von uns jemals vergessen wird.