Es war zu erwarten, dass die Primärversorgung (Atención primaria), der erste und häufigste Kontaktpunkt eines Patienten mit dem Gesundheitssystem, durch das Auftreten der Coronavirus-Pandemie unter Druck geraten ist. Diese Situation wurde jetzt von Reportern der spanischen Nachrichtenagentur EFE genauer unter die Lupe genommen. EFE-Reporter besuchten mehrere Gesundheitszentren in Andalusien, um mehr über die Nutzererfahrungen von Andalusiern im Centro Salud zu erfahren. Vorab lässt sich sagen: das Ergebnis hängt stark von jedem Zentrum und jedem Einzelfall ab.

Einige Nutzer beklagen sich im Zusammenhang mit der App und Rufnummer Salud Responde darüber, dass sie mindestens zehn Tage lang keinen persönlichen Termin vereinbaren konnten. Andere wiederum meinen, dass sich die Situation bereits wieder relativ normalisiert hat.

Vor den Türen des Gesundheitszentrums Las Flores in Granada erklärte eine Patientin gegenüber EFE, dass sie „in letzter Zeit“ sehr gut behandelt worden sei, dass es aber vor einiger Zeit „bis zu sechs und acht Monate“ gedauert habe, bis sie eine Überweisung an einen Spezialisten erhalten habe. „Aktuell ist die Situation jedoch perfekt, ich wurde sogar vor meiner Zeit eingeliefert“, sagt eine weitere Patientin in Granada. Im Las Flores scheinen die Erfahrungen der Patienten also in letzter Zeit positiver zu sein als noch vor einigen Monaten. Ähnliche Erfahrungen machen Nutzer im Centro Salud Fígares in Granada. Auch hier scheint der Ablauf weitestgehend normal zu sein.

Málaga schneidet schlechter ab

Anders die Erfahrungen in Málaga. Eine Patientin mit Schilddrüsenunterfunktion berichtete EFE, dass sie ihren Arzt schon seit einiger Zeit nicht konsultieren kann, da er „nicht ans Telefon geht“. Eine weitere Patienten berichtet von langen Schlangen im Centro Salud und dass sie nach einiger Zeit unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen musste.

Dies ist auch der Fall von Carmen Vilches, 72 Jahre alt und mit altersbedingten Knochen- und Stressproblemen, die – da sie keinen telefonischen Kontakt herstellen konnte – keine andere Wahl hatte, als persönlich ins Centro Salud zu gehen, wo sie auf dem Sitz ihrer Gehhilfe sitzt und darauf wartet, einen Telefontermin mit ihrem Arzt zu vereinbaren, damit er ihr Morphium verschreiben kann. Vilches, die berichtet, dass sie gelegentlich bis zu fünfzehn Tage auf einen Anruf gewartet hat, sagt, dass dieses Problem der Verzögerungen eine Folge der Pandemie ist und dass sie die gleiche Situation in zwei verschiedenen Gesundheitszentren erlebt hat, nachdem sie umgezogen war.

Weitere Berichte aus Málaga klingen ähnlich. Israel Martínez, 41, der sich vor einem Monat mit Covid infiziert hat, erklärt, dass er nun schon zum fünften Mal vor den Türen eines Gesundheitszentrums darauf wartet, dass sein Arzt ihm eine Bescheinigung über seine Arbeitsunfähigkeit ausstellt: „Sie sagen mir, dass sie mich anrufen werden, aber das tun sie nie“, kritisiert er. Mari Camen García, die von ihrem Sohn begleitet wird, prangert „den Zusammenbruch der Grundversorgung“ an, da es ihrem Mann „immer schlechter geht“ und er sich – nach „vielen Monaten“ – im Dezember einer Blutuntersuchung unterzogen hat, deren Ergebnis noch immer nicht vorliegt.

Elisabeth García, 41, erzählte EFE, dass sie seit Tagen versucht, per Telefon ein Dokument zu erhalten, um zu begründen, dass ihr Mann nicht an einem Prozess teilnehmen kann, da er mit dem Coronavirus infiziert ist. Sie erinnert sich, dass sie vor einem Monat bei einem durchgeführten Antigentest ebenfalls positiv getestet wurde, sie ging ins Gesundheitszentrum, wo ein PCR-Test durchgeführt wurde und das Ergebnis, das zeigte, dass sie tatsächlich infiziert war, so lange auf sich warten ließ, dass es mit dem Ende der Quarantäne zusammenfiel.

Kritik an der Politik

Der Gesundheitsminister Jesús Aguirre hat die Kritiker der Verwaltung der Grundversorgung angesichts der Belastung durch die sechste Welle der Coronavirus-Pandemie um „Geduld“ gebeten und erklärt, dass er „in einer Woche oder in zehn Tagen“ in der Lage sein werde, „die Zahl der Patienten in der Grundversorgung zu reduzieren“. Foto: Google StreetView