Die Policía Nacional nahm diesen Sonntag 29 Personen in den Provinzen Córdoba und Sevilla fest, die sich dem Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung von Arbeitskräften unter sehr extremen und unmenschlichen Bedingungen schuldig gemacht haben sollen. Den festgenommenen Personen wird unter anderem vorgeworfen ausländische Einwanderer zum Zweck der Ausbeutung angeworben zu haben.

Es waren die Zeugenaussagen einiger Arbeiter aus der Stadt Palma del Río in Córdoba, die im Januar und Februar dieses Jahres die Ermittler auf die Spur brachten. Die Befragten berichteten über lange Arbeitszeiten, ohne Zugang zu Essen und Trinken. 15 Arbeiter wurden in Fahrzeugen mit einer Maximalkapazität von acht Personen gleichzeitig zu den Feldern befördert. Einige von ihnen mussten sich in den Kofferraum legen. Laut Polizeiangaben mussten die Arbeiter trotz der hohen Temperaturen in den Monaten Juli und August oftmals ohne Pause bis zum Abend arbeiten, ohne Zugang zu Wasser zu haben, so dass einige von ihnen in Ohnmacht fielen, einen Sonnenstich erlitten oder dehydrierten. Die Ermittler stellten zudem fest, dass 30 Arbeiter in einem Industrielager unter beengten Bedingungen nachts auf dem Boden schliefen. Sie hatten nichts zu essen und teilten sich nur ein Badezimmer.

Die Ermittler bestätigten weiter, dass es sich um eine Organisation handelte, die von Bürgern südamerikanischer Herkunft gebildet wurde. Die Arbeiter wurden angeblich an verschiedenen Standorten der Unternehmen der Organisation in den Provinzen Córdoba und Sevilla als Arbeitskraft eingesetzt. Nach Angaben der Polizei bestand diese Organisation sowohl aus Geschäftsleuten, die ihre Firmen benutzten, als auch aus Handlangern, die „ihnen Arbeitsbedingungen aufzwangen und von dieser Situation profitierten“.

Zusätzlich zu den Durchsuchungen in den Industrielagern kontrollierten die Ermittler auch die Büros. Auf diese Weise konnte festgestellt werden, dass die Mitglieder der Organisation die Arbeiter bei der Sozialversicherung angemeldet hatten, um Leistungen zu erhalten und sie bei den Unternehmen registrieren zu können, obwohl die Arbeiter einen Tageslohn erhielten, der deutlich niedriger war als für den Bereich „landwirtschaftliches Arbeiten“ üblich.

Die Ermittler führten vier Durchsuchungen in Sevilla und in der sevillanischen Gemeinde Dos Hermanas durch. Zwei davon wurden in den Wohnungen verdächtiger Personen durchgeführt, während eine dritte Durchsuchung bei der im Unternehmen zuständigen Stelle für die Anmeldung beim Sozialversicherungsamt durchgeführt wurde.

Die vierte Durchsuchung fand in einem Industrielager in der Hauptstadt Sevilla statt. Dort konnten nach Angaben der Polizei die „menschenunwürdigen“ Bedingungen des Ortes bestätigt werden, der aus drei Stockwerken bestand, in denen mehr als 30 Menschen zusammenlebten, obwohl sie nur eine Toilette hatten, auf dem Boden schliefen und kaum etwas zu essen hatten.

Die Festgenommenen werden wegen mutmaßlichem Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft, Urkundenfälschung, Versicherungsbetrug, Verstoß gegen Arbeitnehmerrechte, gegen die Rechte ausländischer Bürger und der Beihilfe illegaler Einwanderung angeklagt.