Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der schlimmsten Krebsarten, an denen ein Mensch erkranken kann. Und bis heute gilt die Diagnose als Todesurteil: rund 90% der Erkrankten sterben innerhalb der ersten 24 Monate. Auch mit Operation und anschließender Chemotherapie sieht die Prognose für die Patienten nicht gut aus: nur etwa 20% der Behandelten leben länger als 5 Jahre. Nun gibt es einen ersten Schritt in Richtung Heilung: wie die Berliner Morgenpost am Donnerstag berichtet, hat die in Mainz ansässige Firma Biontech, bekannt für ihren mRNA-Impfstoff gegen Covid-19, einen ersten Erfolg erzielt.

Bei einer Studie mit 16 Krebspatienten, die alle an Bauchspeicheldrüsenkrebs leiden, bereits operiert wurden und sich in Chemotherapie befinden, wurde der Impfstoff bei acht der Teilnehmenden getestet. Dabei war der Impfstoff speziell auf die genetischen Merkmale des jeweiligen Tumors abgestimmt. Das Ergebnis: im Gegensatz zur Kontrollgruppe (8 Teilnehmer, denen der Impfstoff nicht verabreicht wurde) entwickelten die acht Studienteilnehmer Antikörper gegen den Krebs. Durch diese Antikörper hatten die Patienten eine deutlich längere Zeit bis zum Rückfall. Biontech selbst sagt dazu: „“Unsere frühere Forschung und diese Studie zeigen nun, dass das Immunsystem Antigene von Krebszellen erkennen kann und dass wir mRNA verwenden können, um T-Zellen zu trainieren, diese Antigene zu erkennen“, sagte der Hauptautor der Studie Vinod Balachandran. „Jetzt wollen wir diese Ergebnisse in einer großen Doppelblindstudie weiter untersuchen.“

Der Versuch, Krebs mit dem Immunsystem zu bekämpfen, ist nicht neu, wenn auch die einzelnen Angebote kaum bekannt sind, da sie von der Kasse nicht übernommen werden. Bereits 2011 erhielt Professor Ralph Steinmann den Nobelpreis für Medizin für seine Forschung im Bereich der dendritischen Zelltherapie. Dabei werden dem Patienten Immunzellen entnommen, diese im Labor „trainiert“ und dem Patienten wieder gespritzt. Die veränderten, gestärkten Zellen sollen daraufhin den Tumor besser erkennen und bekämpfen können. Da der Patient mit eigenen Zellen behandelt wird, kommt es nicht zu Abwehrreaktionen des Körpers.

Auf seine Erkenntnisse basieren Initiativen wie Immucura (die einen Sitz in Marbella haben) oder die Laboratories Dr. Gansauge in Deutschland. In den USA ist die Therapie mit dendritischen Zellen bereits zugelassen. In Europa muss mal als Erkrankter eigenständig versuchen, die zeitweise sehr hohen Kosten selbst zu decken. Nun in Einzelfällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten, wenn keine etablierte Methode oder Behandlung zur Verfügung stehen. Dabei zeigen über 7.000 wissenschaftliche Arbeiten zum Thema, dass diese Form der Immun-Therapie bei Haut-, Nieren-, Brust-, Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs funktionieren kann. Auch bei Darmkrebs und Eierstockkrebs konnten mit Hilfe der Therapie Verbesserungen erzielt werden.

Alles in allem sind dies positive Entwicklungen und geben Hoffnung, dass die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht gleichbedeutend mit einem Todesurteil sein muss. Foto: National Cancer Institute