Fast 30% der Menschen weltweit leiden unter chronischen Schmerzen, in Deutschland zählt man allein 23 Millionen Schmerz-Patienten. Diese Zahlen sind beeindruckend. Umso frustrierender, dass sich in Sachen Schmerzforschung anscheinend so wenig tut. Bei fast allen Schmerzkranken können keine körperlichen Ursachen gefunden werden, Ärzte tappen im Dunkeln. Aufgrund einer fehlenden „richtigen Prognose“ stoßen Schmerzkranke nicht selten auf Unverständnis: auf Seiten von Partnern und Freunden („Stell Dich nicht so an!“) und sogar auf Seiten von Ärzten selbst („so weh kann das doch nicht tun.“).

Gerade für frischgebackene Schmerzpatienten bietet das Internet leider nur unzureichend Auskunft. Wenn man sich zum Beispiel darüber informieren möchte, wie man sich bei einer Schmerzattacke, zum Beispiel einer Migräneattacke, am Besten verhalten sollte, dann stößt man auf unzählige, abgeschriebene Artikel, die alle die gleichen Tipps parat halten: viel trinken, sich im Dunkeln aufhalten, Stress vermeiden. Wenn man allerdings gerade von einem Schmerzschub zu Boden geworfen wird, ist es zwar selbstverständlich, dass man nicht in die Sonne schauen möchte, aber wirklich hilfreich sind diese Tipps nicht bei einer echten Attacke. Daher hier der Versuch, ein bisschen Licht ins Dunkel der Schmerzattacken zu bringen.

1.    Nimm Dein Leiden ernst

Nur, weil viele Andere es nicht tun, musst Du selbst nicht auch daran festhalten, dass Du „nur“ schlimme Kopfschmerzen hast und ein paar Ibuprofen schon helfen werden. Spätestens, wenn die Attacke dazu führt, dass Du nicht mehr essen und trinken kannst, Fieberschübe entwickelst und selbst kleinste Schluck Wasser wieder erbrechen musst, ist ein Notfall da, der Dein Gesamtsystem bedroht. In diesem Fall ist es absolut legitim, den Notarzt zu rufen. Hier in Spanien ist es häufig der Fall, dass man zusätzlich privat versichert ist (als Schmerzpatient solltest Du das sein). Deine private Krankenversicherung hat eine Notrufnummer, die Du anrufen kannst. Meist genügt es schon, wenn ein Arzt oder Sanitäter ins Haus kommt und Dir ein starkes Schmerzmittel spritzt (da die orale Aufnahme zu Erbrechen führt und man in den meisten Fällen auch keine ausreichend wirkungsvollen Mittel im Haus hat). Meist ist dieser kurze Eingriff schon ausreichend, um Dir 12 oder mehr Stunden Schmerz zu ersparen. Außerdem kann der Sanitäter den Blutdruck messen und sichergehen, dass Du nicht Gefahr läufst, zu kollabieren.

2.    Der Spickzettel

Schreibe Dir eine Notiz, die Du Dir ausgedruckt an verschiedenen Stellen (z.B. an der Innenseite der Schranktür im Flur) aufhängst. Inhalt: die Notrufnummer Deiner Versicherung, Deine Versichertennummer, Deine eigene Telefonnummer (es ist beeindruckend, wie vergesslich man sein kann, wenn man unter massiven Schmerzen leidet) und einen Erklärungstext zu Deinem Leiden auf spanisch. So kann man am Besten kurz und deutlich, auch in einer Fremdsprache, erklären, was gerade passiert und welche Art Hilfe man braucht.

3.    Die Krankenhaustasche

Die Krankenhaustasche macht nicht nur Sinn, wenn man hochschwanger ist. Auch als Schmerzpatient sollte man darauf vorbereit sein, dass sich gewisse Attacken nicht mehr mit einer Schmerzmittel-Injektion bekämpfen lassen. Dann ist der nächste hilfreiche Schritt eine Infusion im Krankenhaus. Da diese einige Zeit dauern kann, kann es passieren, dass man über Nacht im Krankenhaus bleiben muss. Daher: Tasche packen. Im akuten Notfall ist man dazu nicht mehr in der Lage, daher sollte man vorbereitet sein.

4.    Das Netzwerk

Essentiell wichtig ist ein funktionierendes Netzwerk, insbesondere, wenn man alleine lebt. Dabei gilt es zu beachten, dass gewisse Dinge weiterlaufen müssen, wenn man selbst außer Gefecht gesetzt ist. Gibt es Kinder zu versorgen? Dann sollte man mindestens 2 gute Freunde haben, die man im Notfall alarmieren kann, damit sie sich um den Nachwuchs kümmern können, während man selbst nicht dazu in der Lage ist. Und Haustiere? Auch hier braucht man Hilfe, damit die vierbeinigen Mitbewohner weiter versorgt werden, wenn man sich selbst nicht mehr um sie kümmern kann.

5.    Das Schmerz-Tagebuch

Last but not least: führe Tagebuch über Deine Schmerzen. Wie eingangs erwähnt: Ärzte tappen im Dunkeln, wenn es um Schmerzen geht. Umso wichtiger, dass Du selbst erkennst, womit Du Dir helfen kann und was Dir gut tut oder schaden kann. Das funktioniert am Besten in Form eines Schmerztagebuchs. Es ist Dir selbst überlassen, ob Du dafür eine App nutzt (es gibt unzählige Angebote wie Pain Tracer oder TrackMyPain), Einträge in Google Calendar vornimmst oder Dir ganz klassisch ein Papiertagebuch zulegst (bedenke dabei jedoch, dass Dir eine App oder ein Kalender besser dabei helfen kann, Muster zu erkennen). Wenn Du doch lieber analog arbeitest, könnte ein Wandkalender von Vorteil sein, der auf einen Blick das ganze Jahr zeigt. Auch hier werden bestimmte Muster schnell deutlich.

Bist Du selbst von chronischen Schmerzen betroffen? Dann melde Dich gerne bei uns! Vielleicht hast Du auch Ratschläge für gute Anlaufstellen hier in Andalusien? Jeder Tipp ist herzlichst willkommen. Foto: Yuris Alhumaydy