Das Corona-Virus ist allgegenwärtig: eine wachsende Zahl von Erkrankten, Ausgangssperren und wirtschaftliche Shut-Downs in Industrienationen beherrschen die Nachrichtenlage. Besonders betroffen sind die europäischen Länder. Spanien, Italien und Co. gelten bereits als neue Epizentren nach China.
Doch bei allen akuten politischen Maßnahmen und medizinischen Fragen richtet sich der Blick zunehmend auf einen Bereich: die Wirtschaft. Wie wird es in Zukunft darum bestellt sein? Wie wird Spanien mit der Situation nach der Corona-Krise umgehen, welche Folgen zieht der Shutdown nach sich?
Kurz- bis mittelfristige Auswirkungen auf die spanische Wirtschaft
Klar ist inzwischen: Die Zahl der Arbeitslosen ist seit Mitte März bereits signifikant angestiegen. Seit dem 14. März, dem Tag des Beginns der strikten Ausgangssperren im ganzen Land, stieg die Zahl um 900.000 Personen. Das entspricht einem Anstieg von 9,3 Prozent gegenüber dem Vormonat. Besonders hart getroffen wurden Branchen wie der Tourismus, die Gastronomie und der Einzelhandel, hier wurden Mitarbeiter bereits nach wenigen Tagen aufgrund der Schließungen entlassen.
Dieser Trend wird sich fortsetzen: Bis Anfang Mai gelten weiter die strengen Ausgangssperren, nur für Industriebereiche wie Bau und Konstruktion wurden sie gelockert. Zwar dürfen jetzt viele Spanier wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, doch mittelfristig werden viele Betriebe hart kämpfen müssen, um wirtschaftlich zu bleiben. Besonders die PYMES, die kleinen und mittleren spanischen Unternehmen, die das Rückgrat des Landes bilden, haben stark unter den Schließungen gelitten. Viele Kleinunternehmer rechnen mit bis zu 24 Monaten, bis die Verluste während der Corona-Krise wieder einigermaßen wettgemacht werden können.
Langfristige Auswirkungen auf die Volkswirtschaft Spaniens
Besonders wichtige Branchen wie der Tourismus und das Baugewerbe haben nachhaltig in der aktuellen Krise gelitten und werden sich auch in den kommenden Monaten nicht vollständig erholen. Bereits jetzt müssen Hoteliers und Reiseveranstalter Verluste von bis zu 90% für die Monate März und April hinnehmen, das ist für manche bereits existenzbedrohend.
Der Tourismus trägt insgesamt rund 15 Prozent zum nationalen Bruttoinlandsprodukt bei, die Strände, Küsten und Inseln locken jedes Jahr Millionen Urlauber an. Zumindest in diesem Jahr werden wohl kaum noch Touristen kommen, ob sich die Zahl der Reisen im nächsten Jahr wieder normalem Niveau stabilisiert, ist noch offen.
Die Europäische Union in der Krise: Was bedeutet das für Spanien?
Sicher ist jedoch: Die Corona-Krise hat die Europäische Union insgesamt hart getroffen, was sich auch speziell auf die spanische Wirtschaft niederschlägt: Viele Touristen kommen inzwischen aus dem EU-Ausland, Unternehmen handeln transnational mit Firmen aus Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Polen. Eine dortige Verschlechterung der Lage wird Spanien ebenso treffen, allein schon, weil dann die Zahl der deutschen, österreichischen und britischen Urlauber signifikant abnehmen dürfte.
Langfristig wird die Staatsverschuldung steigen, allein die immensen Ausgaben für die Bewältigung der akuten Corona-Krise reißen ein Loch in die spanische Haushaltsplanung. Rund 200 Milliarden sollen als Schutzschirm für die Wirtschaft und Angestellte in Kurzarbeit bereitgestellt werden, Milliarden fließen in die drängende Beschaffung von medizinischem Material und zusätzlichen Schutzmaßnahmen gegen das Virus.
Fazit
Diese zusätzlichen Ausgaben bedeuten letztendlich: Mehr zukünftige Zinsen, größere Schulden und weniger Spielraum für Sozial- Bildungs- und Forschungsausgaben, was die Kaufkraft weiter dämpfen wird. Das anvisierte Bruttoinlandsprodukt für 2020 wurde bereits auf weniger als 1,0 Prozent herunter korrigiert, noch im Februar ging die Regierung von über 2,5 Prozent aus.
Spanien hatte bis vor kurzem noch an den Folgen der schweren Rezession aus den Jahren 2008/2009 zu kämpfen, nun wirft Corona das Land zumindest mittelfristig erneut zurück.