Obwohl Spanien das am zweitstärksten betroffene Land von der Corona-Pandemie ist, sind weite Teile des Landes von dem Virus verschont geblieben. So berichtete der Journalist und Buchautor Tobias Büscher in einem Interview mit Domradio.de, dass über die Hälfte aller Todesfälle in Spanien in der Region Madrid registriert worden seien. Katalonien, Galizien, das Baskenland und besonders Andalusien seien von der Ausbreitung des Virus „gar nicht so hart betroffen“.

Andalusien in Zahlen

Am 16. April waren in der Provinz Andalusien laut „Diario de Sevilla“ 10.807 Menschen nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert. Die größte Anzahl der Infizierten wurde mit 2363 Fällen aus Malaga gemeldet, dicht gefolgt von Sevilla mit 2223 und Granada mit 1926 Fällen. Mit einigem Abstand landet Córdoba mit 1267 positiv Getesteten auf dem vierten Platz.
Die Infektionsdichte in Andalusien liegt bei 0,07 %, ist also im Vergleich zur Hauptstadt Madrid mit 27.509 Infizierten und einem Prozentsatz von 0,41 % deutlich niedriger als diejenige der Hauptstadt.

Bauernproteste und Steinewerfer

Wegen der drastischen Ausgangsperren und Einreiseverbote bleiben momentan viele andalusische Bauern auf ihren Obst-und Gemüseernten sitzen. Mittlerweile fehlen in der Region 75.000 Erntehelfer vor allem aus Nordafrika und Spanien. Am 10. April berichtete die ARD, dass die marokkanische Regierung am 13. März „überraschend“ die Grenzen zu Spanien geschlossen habe. Experten beklagen, die 12.000 Bewerbungen von fachfremden Erntehelfern und Migranten könnten den Bedarf an zupackendem Personal bei weitem nicht decken. Zudem fehlten bei der Hälfte der Bewerber sowohl die Fähigkeiten als auch eine gültige Aufenthaltsgenehmigung.

Bereits im Februar kam es zu massiven Protesten andalusischer Bauern, die nicht erst durch die Corona-Krise unter Druck stehen. Schon vor der Krise erzielten ihre Produkte so niedrige Preise, dass sich die Landwirte nur noch mittels Straßenblockaden und Ausschreitungen bei der Zentralregierung Gehör zu verschaffen wüssten.

Ähnlich wütend äußerten einige Bewohner des andalusischen Städtchens La Linea de Concepción ihren Unmut darüber, dass ältere Corona-Patienten zur Behandlung in ihre Gemeinde transferiert würden – angeblich, weil ihr Pflegeheim in der Nähe von Malaga desinfiziert werden müsse. 50 junge Männer hätten sich vor der Seniorenresidenz versammelt, um den Konvoi aus Krankenwagen mit Steinwürfen in Empfang zu nehmen, berichtete das Onlineportal TheLocal.es am 20. März.

Tourismus-Branche am Boden

Nicht nur die andalusische Agrarbranche liegt derzeit am Boden. Die Corona-Krise trifft insbesondere den Tourismus mit voller Wucht. Über 300.000 Spanier haben sich seit dem 14. März arbeitslos gemeldet. Allein 200.000 davon verdienen ihr Geld in der Touristik-Branche. Die Zukunft verheißt nichts Gutes: Viele Mitgliedsstaaten der Europäischen Union beharren weiter auf ihren Ausgangssperren und Reisewarnungen. So empfahlen erst kürzlich die Ministerpräsidenten von NRW und Bayern, Armin Laschet und Markus Söder, Urlaubsbuchungen entweder zu verschieben oder Urlaub nur innerhalb der Bundesrepublik zu planen.

Hoffnungsschimmer Zahara de la Sierra

Um Ansteckungen mit dem Corona-Virus um jeden Preis zu vermeiden, schottete sich die kleine Gemeinde Zahara de la Sierra rechtzeitig von der Außenwelt ab. Dem amerikanischen Fernsehsender CNN berichtete der Bürgermeister der Stadt stolz, dass sich bislang keiner der 1400 Einwohner Zaharas infiziert habe. Wirtschaftlich sei das Städtchen autark. So könne erfolgreiche Isolation auch Zuversicht verbreiten.