Insgesamt 3,2 Millionen Menschen in Andalusien leben in Armut oder sind von sozialer Ausgrenzung bedroht. Das entspricht 37,5 % der Bevölkerung. Damit liegt die Region im Vergleich zu den anderen autonomen Gemeinschaften Spaniens an der Spitze in vier von fünf Armutsindikatoren. Juan Luis Delcán, Präsident des andalusischen Netzwerks zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung (EAPN-A), stellte am Dienstag den Bericht für 2023 vor. Darin zeigt sich ein Anstieg von 1,7 % im Vergleich zu 2022, was bedeutet, dass 174.000 Menschen mehr dem Risiko sozialer Ausgrenzung (AROPE) ausgesetzt sind. Dieser Indikator misst die Gefährdung durch Armut und soziale Ausgrenzung.

Damit nimmt Andalusien die traurige Spitzenposition in Spanien ein, gefolgt von den Kanarischen Inseln (33,8 %) und Extremadura (32,8 %). Laut Delcán sind diese Zahlen „nicht ausreichend, um die Ziele der Agenda 2030 zu erreichen“. Eines dieser Ziele war es, die AROPE-Quote im Vergleich zu 2015 zu halbieren. Dafür müssten etwa 540.000 Menschen aus dem Risiko der Armut oder sozialen Ausgrenzung herausgeholt werden.

Die wachsende Armut und die Herausforderungen der Lebenshaltungskosten

Auch bei der Armutsquote liegt Andalusien mit 30,5 % an der Spitze – das sind 2,6 Millionen Menschen, 10,3 Prozentpunkte mehr als der spanische Durchschnitt (20,2 %). Verglichen mit 2022 ist dies ein Anstieg von 1,4 %, also 140.000 Menschen mehr, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Obwohl die extreme Armut leicht zurückgegangen ist (von 14,4 % auf 12,9 %), gibt es immer mehr Menschen, die in materieller und sozialer Entbehrung leben, selbst wenn sie nicht als arm gelten. Diese Gruppe macht mittlerweile über eine Million Menschen aus. Ein dramatischer Anstieg ist beispielsweise bei denjenigen zu verzeichnen, die sich keine angemessene Heizung für ihre Wohnung leisten können. Der Anteil dieser Menschen hat sich in den letzten drei Jahren verdoppelt und liegt 2023 bei 24,2 %. Auch die Zahl derjenigen, die es sich nicht leisten können, alle zwei Tage Fleisch, Geflügel oder Fisch zu essen, ist von 6,8 % im Jahr 2021 auf 10,2 % im Jahr 2023 gestiegen.

Besonders alarmierend ist die Lage von Haushalten mit Kindern: 39 % dieser Familien sind von Armut betroffen. Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet, 42,5 % von ihnen leben unterhalb der Armutsgrenze, was einen Anstieg von 4,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

Die wirtschaftlichen Belastungen haben durch die steigenden Lebenshaltungskosten, vor allem aufgrund der Inflation und der hohen Wohnkosten, stark zugenommen. Die durchschnittlichen Haushalte in Andalusien geben 17,8 % ihres Einkommens für die Wohnung aus. Haushalte, die von Armut betroffen sind, müssen hingegen 32,2 % ihrer Einkünfte für das Wohnen aufwenden.

Forderung nach einem andalusischen Pakt gegen Armut

Juan Luis Delcán betonte, dass diese Entwicklung eine alarmierende Verschlechterung der sozialen Situation in Andalusien darstellt. „Es darf keinen Rückschritt geben, weder bei sozialen Rechten noch bei der Lebensqualität“, mahnte er. Es sei dringend erforderlich, die sozialen Schutzmaßnahmen zu verstärken und auszubauen. In diesem Zusammenhang forderte er die Umsetzung eines andalusischen Pakts gegen Armut, der im Konsens mit den politischen Parteien erarbeitet werden müsse.

Es wird klar, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage und die steigenden Lebenshaltungskosten den Druck auf benachteiligte Gruppen in Andalusien weiter verstärken. Ohne gezielte Maßnahmen bleibt die Region weiter an der Spitze der Armut in Spanien, weit entfernt von den Zielen der Agenda 2030. Die Zahlen verdeutlichen, dass dringender Handlungsbedarf besteht – vor allem im Hinblick auf soziale Gleichstellung und faire Lebensbedingungen.