Die Entscheidung Großbritanniens, aus der Europäischen Union auszutreten, ist für die kleine Halbinsel eine Herausforderung. Die Bewohner Gibraltars haben mit überwältigender Mehrheit,nämlich mit 96 %, für den Verbleib in der EU gestimmt. Die Halbinsel grenzt zwar direkt an Spanien, gehört aber seit 1713 als Überseegebiet zum Vereinigten Königreich. Schon in der Vergangenheit wurde Gibraltar immer wieder von Spanien zurück gefordert, durch den Brexit erhält die Debatte um die Zukunft der Halbinsel neuen Schwung.
Wirtschaftlich hängt das kleine Überseegebiet stark von Europa ab und erhält Fördergelder aus dem Topf der EU. Die Bewohner Gibraltars fühlen sich in erster Linie als Briten und sehen einen Anschluss an Spanien kritisch. So erlebt die Regierung der Halbinsel ein echtes Dilemma, sie fürchtet die Folgen des Ausstiegs aus der EU ebenso wie die Gebietsansprüche Spaniens.
Geteilte Hoheitsrechte
Die spanische Regierung schlägt nun einen neuen Status für die Halbinsel als Übergangslösung vor. Garcia-Margallo, der spanische Außenminister, sieht in einer britisch-spanischen-Ko-Souveränität für einige Jahrzehnte eine Lösung für die aktuelle Situation. Damit einher ginge eine doppelte Staatsbürgerschaft für die Bewohner und Gibraltar könnte wie bisher ein Steuerparadies bleiben. Der Vorschlag einer geteilten Souveränität ist allerdings nicht neu, bereits im Jahr 2002 wurde dieses Angebot in einem Referendum von den Gibraltarern abgelehnt. Denn am Ende der Übergangszeit soll die Halbinsel zu Spanien gehören, was die Bewohner nach wie vor ablehnen. Dennoch empfinden sie sich als Europäer und wollen versuchen, wie Schottland einen Sonderweg zu gehen. Die EU könnte beispielsweise den besonderen Status Gibraltars anerkennen und die Mitgliedschaft aufrecht erhalten, aber dies sind vorläufig nur Gedankenspiele.
Foto: Arne Koehler