Lange Zeit war es unklar, ob und wie in Zeiten von Corona Sommerurlaub, insbesondere im Ausland, möglich sein würde. Als ab dem 15. Juni eine Vielzahl von Reisewarnungen für Europa aufgehoben wurde, war die Freude bei den sonnenhungrigen Touristen ebenso groß wie in der Tourismusbranche. Fast hätte man meinen können, Corona würde der Vergangenheit angehören. Doch aller Lockerungen zum Trotz befinden wir uns nach wie vor in einer Pandemie. Und insbesondere in Spanien sitzt der Schock der ersten Welle, die verheerend über das Land eingebrochen war, tief. Neue Corona-Infektionen führten nur dazu, dass das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit landesweit Pflicht ist, wenn 1.5 m Abstand nicht eingehalten werden können. In einigen Regionen, unter Anderem in Andalusien, gilt eine uneingeschränkte Maskenpflicht, die sich sogar bis auf den Strandbesuch erstreckt.

Die Spanier haben die 1. Welle nicht vergessen

Vor allem in Spanien waren viele Regionen ganz massiv von der Pandemie betroffen. Wochenlange Ausgangssperren und radikale Einschränkungen des öffentlichen Lebens schafften es schließlich, die Corona-Infektionen maßgeblich zu reduzieren. Die vorsichtige Rückkehr zur Normalität gelang und Tourismus – eine der Haupteinnahmequellen des Landes – wurde wieder möglich. Umso schockierender sind für viele Spanier die neuen Bilder von Mallorcas Partymeilen, die dicht gedrängte Urlauber bei exzessiven „Corona-Partys“ zeigen.

Die Sommerurlauber sind für das Land gegenwärtig oft Fluch und Segen zugleich. Unzählige Existenzen sind vom Tourismus abhängig, doch das rücksichtslose Gebaren mancher Gäste, die ebenso sorg- wie maskenlos ihren Urlaub verbringen, verärgert zusehends. Andalusiens konservativer Regierungschef Juanma Moreno stellte fest, dass dieses rücksichtslos-ignorante Verhalten gerade in kleineren Gemeinden, die bislang weitestgehend von Covid19 verschont blieben, zu einer regelrechten „Tourismusphobie“ führt. Es sind keineswegs nur ausländische Urlauber, auch den einheimischen Gästen, vor allem jenen aus der Landeshauptstadt Madrid, begegnen viele Bewohner mit respektablem Argwohn. Madrids Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso kritisierte den Pauschalverdacht gegen die Madrilenen und warnte vor einem Wiederaufleben der „Madrileñofobia“. Weitere Politiker mischten sich ebenfalls in die Debatte um die vermeintliche Abneigung gegen wohlmöglich besonders viruslastige Urlauber aus Madrid ein.

Gab es während der spanischen Hochzeit der Pandemie keinerlei regionalen Beschränkungen für Gebiete mit überproportional vielen Infektionen, wird nun ganz gezielt gegen eine weitere Ausbreitung des Virus vorgegangen. So gilt auf den Balearen, in Katalonien und Andalusien fortan nicht nur ein Abstandsgebot, sondern zudem die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasenschutzes im gesamten öffentlichen Raum.